Mein Kind hat sich vergiftet. Wie gehe ich damit um?
Eine der häufigsten Vergiftungsursachen bei Kindern sind Reinigungsmittel im häuslichen Umfeld.
Wo lauern weitere Gefahrenquellen?
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Tabakerzeugnisse, etwa Asche aus dem Aschenbecher
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Hautpflegeprodukte
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Parfüm
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Alkohol
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Lebensmittel wie Kaffeebohnen
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Waschpulver
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Lampen- und Duftöle
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Geschirrreiniger und Entkalker
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Pflanzen- und Frostschutzmittel
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Medikamente, besonders Schlaf- und Beruhigungsmittel
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WC-Steine
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Kohlenmonoxid, durchlaufende Motoren oder defekte Heizungen
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Klebstoffe
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Auch Pflanzen in Haus, Garten und Wald sind potenzielle Gefahrenquelle für Kinder:
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Eisenhut, Engelstrompete, Maiglöckchen, Goldregen, Fliegenpilz, Weihnachtsstern,
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Tollkirsche, Stechapfel
Manche Giftpflanzen weisen Symptome erst nach 24 Stunden auf.
Aufgrund ihres geringeren Körpergewichtes sind Kinder besonders gefährdet, da sie weniger Giftstoffe verarbeiten können!
Kinder vergiften sich oft aus Unwissenheit. Deswegen werden erste Symptome oft falsch gedeutet oder gar nicht erkannt, zumal viele Vergiftungen zunächst symptomfrei verlaufen.
Symptome bei einer Vergiftung
- Plötzliches Unwohlsein und Müdigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
- Bauchschmerzen
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Atemnot bis Atemstillstand
- Verwirrtheitszustände, Halluzinationen und Erregungszustände
- Herzkreislaufstillstand
- Blässe
- Bewusstlosigkeit
- Gerötete Haut
- Schweißausbrüche
- Beschleunigung oder Verlangsamung des Pulses
Verhalten im Notfall
1. Ruhe bewahren
2. Notruf wählen: 112
3. Kein Erbrechen auslösen:
Ätzende Stoffe beim Erbrechen können die Schleimhäute der Speiseröhre nachhaltig schädigen.
4. Wasser trinken. Keine Milch und kein Salzwasser zu sich nehmen
Bei Bewusstlosigkeit: Kind in die Stabile Seitenlage bringen und zudecken!
Bei Atemstillstand: Herzdruckmassage anwenden!
5. Örtliche Giftnotrufzentrale anrufen.
Siehe: www.bvl.bund.de
Es gibt auch eine sehr wichtige und empfehlenswerte App. Sie wurde als Informations- und Nachschlagewerk für Vergiftungsunfälle bei Kindern und für deren Vermeidung vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) entwickelt. Im Notfall kann man direkt aus der App ein für das jeweilige Bundesland zuständiges Giftinformationszentrum anrufen.
Die BfR-App wurde für Smartphones mit den Betriebssystemen Android und iOS entwickelt
Giftnotrufapp
Was muss die Notrufzentrale wissen
- Frage: Wie alt ist der Patient?
- Frage: Wie schwer ist der Patient?
- Frage: Was und wie viel wurde eingenommen?
- Frage: Wie wurde es eingenommen? Geschluckt, eingeatmet oder Hautkontakt?
- Frage: Welche Symptome zeigt der Patient? Husten? Erbrechen? Rauschzustand? Benommenheit? Schmerzen?
- Frage: Was wurde bereits dagegen unternommen?
- Nennen sie die Personalien des Anrufers: Wer ruft an? Wo ist es passiert?
Wie kann ich am besten Vergiftungen vorbeugen?
Einen Haushalt kindersicher machen!
- Medikamente sicher aufbewahren, nicht auf dem Nachttisch oder auf Ablagen liegen lassen, Wochenboxen für Medikamente sicher wegschließen
- Haushaltchemikalien immer in dem Originalbehälter und für an Kinder unzugänglichen Orten aufbewahren
- Bei aggressiven WC- Reiniger und Entkalker auf kindersichere Verschlüsse achten
- Medikamente nicht vor Kindern einnehmen – Nachahmungsgefahr!
- Keine giftigen Substanzen neben Lebensmitteln aufbewahren
Über die Autorin
Dr. med. Christiane Puck
Fachärztin für Anästhesie, Notfallmedizin, und Palliativmedizin, Gründerin des Projekts und des Vereins „Doc Puck zeigt es“ e.V. – Kinder retten Leben. www.docpuckzeigtes.de
Mehr zu Christiane Puck
Christiane Puck ist Fachärztin für Anästhesie, Notfallmedizin und Palliativmedizin. Nach ihrer Approbation ging sie als Stipendiatin der Fulbright-Stiftung für zwei Jahre nach Boston und machte dort ihren Master of Public Health. Am Universitätsklinikum Bonn absolvierte sie ihre Facharztausbildung zur Anästhesistin. Im Rahmen ihres Berufs ist sie auch als Notärztin tätig.
Während ihres Berufslebens, aber auch bei ihrem privaten Engagement für Kinder („Kids save Lives“, „Lesen verzaubert“) hat Christiane festgestellt, dass Kinder im Gegensatz zu Erwachsenen angstfrei, furchtlos, mutig und wissbegierig sind. Daher kann man sie auch für das so wichtige Thema der Lebensrettung begeistern. In Deutschland wird Erste-Hilfe für den Führerschein erlernt und dann schnell wieder vergessen. Anders ist es in den skandinavischen Ländern dort ist Erste-Hilfe bereits in der Grundschule ein Schulfach mit dem Erfolg, dass mehr als 70 % der Bevölkerung Erste-Hilfe leisten können. In Deutschland können dies nur 20-30 %.
Mit ihrem Projekt „Doc Puck zeigt es“ will Christiane ein Umdenken in der Gesellschaft erreichen: Erste-Hilfe zu leisten muss in Deutschland „in“ werden. Sie ist davon überzeugt, dass dies nur über die Kinder zu schaffen ist, denn Kinder lernen schon in jungen Jahren Erste-Hilfe wie Fahrradfahren und Schwimmen und vergessen es nie wieder.
Beide Projekte, Pflasterpass-Wissen kann Leben retten® und „Doc Puck zeigt es“ e.V. haben ein gemeinsames Ziel: Erste Hilfe muss Schulfach werden!
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