Mein Kind hat sich verbrannt. Wie gehe ich damit um?
Eine Verbrühung ist bei Kindern eine der häufigsten Verletzungen im Haushalt. Diese passieren zum Beispiel durch:
- Umkippen einer heißen Tasse Kakao
- Heißer Wasserdampf strömt aus dem Wasserkocher und das Kind greift in oder über den Dampf.
- Das Kind zieht den heißen Kochtopf von der Herdplatte.
- Im Trubel wird der Kaffee oder Tee von Oma, Opa oder den Eltern umgestoßen und der Inhalt ergießt sich über das Kind.
Auch Verbrennungen ereignen sich meistens im Haushalt. Bei Kontakt zu heißen Gegenständen wie:
- Greifen auf die heiße Herdplatte oder das heiße Bügeleisen
- Beim Grillen oder betreiben eines Kaminfeuers und sonstige Kontakte mit offenen Feuer.
Mein Kind hat sich verbrannt – oder verbrüht, was ist der Unterschied?
Grob kann man sagen, dass eine Verbrühung durch heiße Flüssigkeiten, wie kochendes Wasser oder heißen Tee, entstehen.
Verbrennungen werden eher durch Feuer, Glut oder heiße Oberflächen verursacht. Aber auch durch elektrischer Strom, Strahlungsenergie oder mechanischer Reibung können Verbrennungen entstehen.
Verbrennungen können in verschiedenen Schwergraden eingestuft werden:
Bei Verletzungen mit Temperaturen um die 45°C kommt es zu Hautrötungen und bis 55°C kommt es zur Blasenbildung. Verbrennungen oberhalb von 55°C führen dazu, dass sich die Strukturen des Eiweißes in der betroffenen Körperregion auflösen.
Auch die Dauer des Kontakts mit der Temperatur ist ausschlaggebend, das kennen Sie vom Sonnenbrand, der auch unabhängig von der Außentemperatur bei Sonnenschein entstehen kann.
Ist der Unfall einmal passiert, gibt es in der Behandlung der Verletzungen kein Unterschied zwischen einer Verbrühung oder einer Verbrennung.
Wie erkenne ich wie schwer die Verbrennung/Verbrühung meines Kindes ist?
Verbrennungsgrade:
Verbrennungsgrad 1
Rötung, Schmerz, Spannungsgefühl (Verheilt narben- und folgenlos)
Verbrennungsgrad 2a
Rötung, starke Schmerzen, Blasenbildung, gute Durchblutung der Wunde
Verbrennungsgrad 2b
Blässe, geplatzte oder prall gefüllte Blasen, mäßige Schmerzen, schlecht durchblutete Wunde (verheilt nur manchmal narbenlos)
Verbrennungsgrad 3
weiß, bräunliche Hautfarbe, keine Durchblutung der Wunde, keine Schmerzempfindung (verheilt nur unter Narbenbildung)
Verbrennungsgrad 4
Verkohlung von Haut und Gewerbe (Muskeln, Sehnen, Gefäße), keine Schmerzen
Um die Größe der Hautfläche, die verbrannt ist, zu ermitteln können Sie die Handflächenregel anwenden: Die Handfläche inklusive Finger Ihres Kindes entspricht 1% der Körperoberfläche. Diese Handflächenregel können Sie übrigens in jeder Altersgruppe anwenden.
Was kann ich bei Verbrennung / Verbrühung machen?
Werden Sie auch bei leichten Verletzungen Ihres Kindes beim Kinderarzt vorstellig. (Besonders wenn Hände, Füße oder Genitalien betroffen sind)
Löschen Sie Glut und Feuer an Ihrem Kind und dessen Kleidung, achten Sie dabei auch darauf, dass Sie sich nicht selbst verletzen. Sie können Ihr Kind auf dem Boden wälzen, Wasser über Ihr Kind schütten, zur Not können Sie auch einen Feuerlöscher benutzen, hierbei müssen Sie darauf achten, dass Sie das Löschmittel nicht auf den Kopf und Halsbereich aufbringen. Fragen Sie gerne bei der Feuerwehr in Ihrem Ort, wie ein Feuerlöscher funktioniert und welche Unterschiede es gibt.
Sowohl bei Verbrühungen, als auch bei Verbrennungen kühlen Sie die betroffene Stelle mit lauwarmen Wasser um die 20°C für maximal zwei Minuten, wenn die Verbrennungsoberfläche nicht mehr als 30% der Körperoberfläche betrifft.
Dadurch spülen Sie bei einer Verbrühung die heiße Flüssigkeit von der Haut.
Sind 30% und mehr Verbrannt, müssen Sie tatsächlich dafür sorgen, dass Ihr Kind nicht unterkühlt.
Berühren Sie die Wunden nicht und stechen Sie Brandblasen niemals selbst auf, hier besteht Infektionsgefahr.
Entkleiden Sie ihr Kind, aber ist der Stoff mit der Haut verschmolzen darf dieser nur von einem Arzt im Krankenhaus entfernt werden.
Rufen Sie über die 112 den Notruf an!
Verboten sind:
- Öle
- Salben / Cremes
- Puder / Mehl
und jegliche andere Hausmittel niemals auf die Wunde aufbringen!
Was kann ich machen, um solche Unfälle zu vermeiden?
– Sensibilisieren Sie Ihr Kind im Umgang mit Feuer, Grill, Wasserkocher, Herdplatte und alles was große Wärme erzeugt
– Lassen Sie Kinder nicht unbeaufsichtigt am Grill, Lagerfeuer, offenen Kamin etc.
– Ihr Kind sollte auch während dem Kochen nicht alleine in der Küche sein
– Wasserkocher und Gefäße mit heißen Getränken sollten so weit hinten stehen, dass Ihr Kind nicht dran kommt und es runter ziehen kann.
– Kippen Sie niemals brennbare Flüssigkeiten auf den Grill oder ins Feuer, hierbei kann.es zu gefährlichen Situationen für Sie und die Umgebung kommen.
– Halten Sie immer einen Eimer Wasser, Gartenschlauch, einen Wasser-Feuerlöscher, oder spezielle Schaumfeuerlöscher für Fettbrände (Küche und Gasgrill) in der nähe bereit.
Über die Autorin
Dr. med. Christiane Puck
Fachärztin für Anästhesie, Notfallmedizin, und Palliativmedizin, Gründerin des Projekts und des Vereins „Doc Puck zeigt es“ e.V. – Kinder retten Leben. www.docpuckzeigtes.de
Mehr zu Christiane Puck
Christiane Puck ist Fachärztin für Anästhesie, Notfallmedizin und Palliativmedizin. Nach ihrer Approbation ging sie als Stipendiatin der Fulbright-Stiftung für zwei Jahre nach Boston und machte dort ihren Master of Public Health. Am Universitätsklinikum Bonn absolvierte sie ihre Facharztausbildung zur Anästhesistin. Im Rahmen ihres Berufs ist sie auch als Notärztin tätig.
Während ihres Berufslebens, aber auch bei ihrem privaten Engagement für Kinder („Kids save Lives“, „Lesen verzaubert“) hat Christiane festgestellt, dass Kinder im Gegensatz zu Erwachsenen angstfrei, furchtlos, mutig und wissbegierig sind. Daher kann man sie auch für das so wichtige Thema der Lebensrettung begeistern. In Deutschland wird Erste-Hilfe für den Führerschein erlernt und dann schnell wieder vergessen. Anders ist es in den skandinavischen Ländern dort ist Erste-Hilfe bereits in der Grundschule ein Schulfach mit dem Erfolg, dass mehr als 70 % der Bevölkerung Erste-Hilfe leisten können. In Deutschland können dies nur 20-30 %.
Mit ihrem Projekt „Doc Puck zeigt es“ will Christiane ein Umdenken in der Gesellschaft erreichen: Erste-Hilfe zu leisten muss in Deutschland „in“ werden. Sie ist davon überzeugt, dass dies nur über die Kinder zu schaffen ist, denn Kinder lernen schon in jungen Jahren Erste-Hilfe wie Fahrradfahren und Schwimmen und vergessen es nie wieder.
Beide Projekte, Pflasterpass-Wissen kann Leben retten® und „Doc Puck zeigt es“ e.V. haben ein gemeinsames Ziel: Erste Hilfe muss Schulfach werden!
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Die Pflasterpass gGmbH verfügt über ein Netzwerk von mehr 93 Standorten in ganz Deutschland mit mehr als 135 DEKRA-zertifizierten Pflasterpass® -Kursleiter*innen, die schon über 145.000 Kinder im Alter von 4 - 8 Jahren ausgebildet haben. Wenn also ein Standort in der Nähe ist, sind wir in der Lage, in KiTas und Grundschulen diese Pflasterpass® -Präsenzkurse durchzuführen.